Cthulhu

Ich habe mich schon immer für Monster interessiert - und gibt es fuchtbarere Monster als die Großen Alten? Nein! Deshalb wandle ich


Das ist eine kleine, aber feine Reihe von Anthologien, mit unheimlichen Geschichten, die von einem der großen Meister des Horrors inspiriert wurden.



Thomas Backus, Manuel Bianchi, Sabrina Hubmann (Hrsg.)
Die Klabauterkatze

... und andere Fundstücke des Grauens
Auf den Spuren H. P. Lovecrafts – Band 2

Titelbild: Christ Schlicht
Verlag Torsten Low © 10/2011
ISBN 978-3-940036-09-4
412 Seiten - 14,90 Euro

Die Reihe ist ein Projekt der Geschichtenweber, deren stolzes Mitglied ich bin. Diesmal hatte ich die Ehre, nicht nur als Autor (wie in Band 1), sondern auch als Herausgeber an diesem erstklassigen Buch beteiligt zu sein. Und ich durfte es auf dem Buchmesse Con vorstellen, und es super zu sehen, wie gut es bei den Besuchern ankam!

Die Titelgeschichte stammt übrigens von Arndt Ellmer. Der hat bereits 2 Romane in der Reihe
Der Hexer verfasst (Wolfgang Hohlbeins im Cthulhu-Universum angesiedelte Heftserie), und seine GROSSE ALTEN Trilogie im Dämonen-Land ist legendär!
(Und außerdem ist er Perry Rhodan-Autor)



Thomas Backus
 Bausteine aus Le(h)m

(...)

Der Verkäufer drehte sich um. Er war neu hier. Sie konnte sich an sein Gesicht nicht erinnern – und an dieses Gesicht hätte sie sich auf jeden Fall erinnern können. Der Mann, wenn es ein Mann war, hatte dort, wo seine Nase sein sollte, ein ... Loch. Es sah nicht so aus, als hätte ihm eine Krankheit die Nase zerfressen, sondern als wäre bei seiner Erschaffung Gott der Lehm ausgegangen. Sie zwang sich, nicht auf diese Nase zu starren, hob unter Aufbietung aller ihrer Kräfte den Blick hin zu seinen Augen. Was sie sofort bereute.
Er starrte sie mit großen, trüben Glupschaugen an, die unentwegt gelben Schleim aussonderten. Augenlider schien er gar keine zu haben.
»Fünfzehn Euro«, quakte er.
»Wow, das nenne ich einen stolzen Preis. Schauen Sie die Dinger doch mal an, sie sind nicht wirklich gut gefertigt.«
»Sind krumm und schief, stimmt.« Der Verkäufer nickte so heftig, dass Ulrike Angst bekam, seine Augen könnten ihm aus den Höhlen rutschen. »Sind wie das Leben, da passt auch nich‘ alles zusammen!«
Ulrike musste schlucken. »Fünf«, bot sie.
Der Verkäufer lachte, und das klang, als würde er mit einer schweren Flüssigkeit gurgeln.
»Sind ganz besondere Steine«, flüsterte er. »Am Fluss is‘ 'ne Trauerweide, da, wo niemals nich‘ Enten schwimmen und Angler sich nich‘ hintrau'n. Aus‘m Lehm da hab ich sie gebrannt, die Steine, mit meine eigene Hände!« Er streckte seine Hände vor, als seien es begnadete Künstlerhände, aber sie waren schwielig und voller Warzen, und wenn Ulrike sich nicht täuschte, war da etwas zwischen seinen Fingern, das wie Schwimmhäute aussah.
Schnell senkte sie ihren Blick. Schwimmhäute! Sie bereute es heftig, den Mann (Mann?) angesprochen zu haben. Sicher, sie war tolerant, auch zu Behinderten. Behinderte konnten nichts dafür, dass sie behindert waren. Es waren bedauernswerte Geschöpfe, und sie kaufte auch jedes Jahr Weihnachtskarten von der Lebenshilfe.
Aber der hier, der war anders - etwas Unreines haftete ihm an, und das lag nicht nur an dem Geruch, den er verströmte. Es war etwas, das man nicht mit seinen fünf Sinnen erfassen konnte, das aber trotzdem unleugbar da war.
Sie wollte hier weg. So sehr, wie sie noch nie etwas in ihrem Leben gewollt hatte.
Sie hätte sich auf der Stelle umdrehen und in der Menge verschwinden können, aber irgendetwas in ihr warnte sie, ihn zu verärgern.
»Hier«, sagte sie. »Hier sind zwanzig Euro, behalten Sie den Rest.«
Er ließ sich Zeit, nach dem Geld zu greifen, schaute ihr tief in die Augen. Dabei lachte er spöttisch, als wolle er ihr sagen, dass sie ihn nicht besänftigt hatte, dass er sie trotzdem holen konnte, wann immer er mochte.
Sie ließ den Geldschein los und rannte. Es war ihr egal, ob er das Geld ergriff, oder ob es zu Boden fiel. Die Bausteine klapperten in dem Karton, den sie fest umklammert hielt, und sie klapperten immer lauter, je weiter sie rannte, und doch wurde es übertönt von dem glucksenden Lachen das ihr unerbittlich folgte.
(...)


Wer wissen will, was das für ein seltsamer Verkäufer ist, und was es mit den Bausteinen aus Lem auf sich hat, der findet die Antwort in Die Klabauterkatze!



Alle Cthulhu-Geschichten:

Die Klabauterkatze - Arndt Ellmer

Zauber der Karibik - Andreas Zwengel
Das Ding - Bettina Ferbus
Treibgut - Carsten Steenbergen
Schwarzes Glas - Chris Schlicht
Fleischmanns Trophäe - Jan Christoph Prüfer
Spuren im Watt - Johannes Harstick
Die kalte Brut - Samuel White
Oh Bruder mein - Martin Beckmann
Faustpfand - Matthias Töpfer
Goldene Locken, kaltes Herz - Matthias Töpfer
Im Knusperhäuschen - Matthias Töpfer
Der Fang - Benjamin Nemeth
Die perfekte Musik - Sabine Völkel
Das Lied des Meeres - Sabrina Hubmann
Wo die Straße dunkel ist - Stephan und Thomas Orgel
Bausteine aus Le(h)m - Thomas Backus


Die folgenden Bilder entstanden auf dem Buchmesse Con 2011:

Die stolzen Herausgeber: Thomas Backus (Band 2) & Nina Horvath (Band 1)
Mit Poster und Buch: Herausgeber Thomas Backus & Verleger Torsten Low

Rezensionen (Auszüge):

Schöne Beispiele sind Thomas Backus „Bausteine aus Le(h)m“, das sogar biblische Motive zitiert und das eindringliche „Faustpfand“ von Matthias Töpfer, das lange Zeit gar keine Horrorgeschichte zu sein scheint und gerade deswegen, neben T.S. Orgels „Wo die Straße dunkel ist“, mein persönlicher Favorit der Sammlung ist.


Heimischer Autor widmet sich altem Götterkult
In Thomas Backus‘ Geschichte „Bausteine aus Le(h)m“ kauft eine Mutter auf einem Flohmarkt seltsame Bauklötze für ihren Sohn. Eingeweihte erkennen bei dem Verkäufer den „Innsmouth-Look“, und irgendwie wird recht bald klar, dass die Geschichte nicht gut ausgehen kann... Im positiven Sinne. Das Ende ist einfach fantastisch!

 

Mitherausgeber Thomas Backus formt in Bausteine aus Le(h)m eine spannende Schauergeschichte, mit einer dramatische Zuspitzung. Eine kleine, alternativ lebende Familie und diese seltsamen Le(h)mbausteine vom Trödelmarkt, sind die Mixtur zu düsteren Ereignissen, die sich auf leisen Sohlen anbahnen und in den Leser unheilvollen Vorahnungen pflanzen. Der Autor zeigt hier, dass es manchmal ganz simple Elemente sein können um eine grandiose Geschichte, mit sehr gelungenen Charakteren, entstehen zu lassen, die auf schauerliche Weise zu beeindrucken weiß.

 

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Man kann die Bücher auch direkt beim Verlag Torsten Low bestellen - dann gibt es noch tolle Lesezeichen dazu!

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