Sonntag, 12. Juli 2015

Harte Bandagen - Die Mumien-Anthologie

 Thomas Fröhlich & Corinna Griesbach (Hrsg.) 
Harte Bandagen - Die Mumien-Anthologie
(Horror 4)
 p.machinery © 06/2015
Titelbild: Jörg Vogeltanz.
ISBN: 978-3-95765-035-1
208 Seiten - 9,90 Euro 

auch als eBook – 4,99 Euro  
ISBN: 978-3-7396-3623-8

Inhalt:

Lisa Lercher: Heimkehr 
Sabrina Železný: Palomas Lächeln 
Barbara Büchner: Der Sonderauftrag 
Bettina Ferbus: Rattenfänger 
Susanne Haberland: Ein ganz besonderes Braun 
Thomas Neumeier: Der Londoner Mumienhändler 
Wiebke Sikau: Sehnsucht 
Miriam Rieger: Mumia vera 
Ingrid Kaliner: Weit weg 
Anna Exel: Entrückung 
D. J. Pusch: Lady Carnarvon 
Christian Endres: Eine andere Welt 
Kristina Kesselring: Die vergessene Königin 
Sven Linnartz: Ein simpler Deal 
Thomas Backus: Das schuppige Geheimnis der Krokodilmumien 
Sabine Frambach: Mumienparty 
Tedine Sanss: Guanita 
Franziska Meersburg: Übers Moor 
Sandra Nina Schäfer: Mumienjäger

Boris Karloff als Im-Ho-Tep hat mich schon lange begeistert, bevor Rachel Weiz in dem Remake durch das Kino hetzte ... aber da war auch H. P. Lovecrafts Version einer Stadt ohne Namen, tief vergraben im Sand der Wüste.


Thomas Backus
Das schuppige Geheimnis der Krokodilmumien


Khadis war kein gewöhnlicher Grabräuber. Während seine Kollegen des Nachts in Memphis oder im Tal der Könige auf die Jagd nach Mumien gingen, verdingte er sich ganz offiziell als Hilfsarbeiter bei einer Ausgrabung.
Der junge Ägypter erfuhr von der Ausgrabung auf der Internetseite des Britischen Museums. Dort prahlte Professor S. Cooper damit, einen Tempel gefunden zu haben, dessen Hieroglyphen einen krokodilköpfigen Pharao zeigten.
Natürlich kannte Khadis den Doppeltempel von Kom Ombo, wo man neben dem falkenköpfigen Haroeris (eine Erscheinungsform des Horus) vor allen Dingen Sobek, den krokodilköpfigen Gott des ewigen Fortbestandes verehrte.
Wann immer der Nil über die Ufer trat, kamen mit dem Wasser auch die Krokodile. Nicht so kleine Tiere wie heute, sondern echte Urzeitbestien. Sie sahen in den Menschen nicht die Krone der Schöpfung, sondern lediglich Futter. So mancher Fellache landete in ihren Mägen. Ganz, oder stückweise.
Die alten Ägypter empfanden zu Recht Angst vor den gigantischen Panzerechsen. Und wovor immer der Mensch Angst hatte, das versuchte er durch Opfer zu besänftigen. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass man in einer krokodilverseuchten Gegend wie dieser einen Krokodilgott anbetete.
Der Tempel von Kom Ombo war bereits 1893 freigelegt und restauriert worden. Das erstaunliche dabei war, dass sich der Eingang zum Haus des Krokodils auf der südöstlichen, der dem Nil abgewandte Seite befand. Dabei war es offensichtlich, dass der Säulengang, der in den Saal der Opfergaben führte in der alten Zeit von Krokodilen beschritten wurde.
Damals, das wusste Khadis, hatten die Priester jeweils ein Krokodil als Verkörperung des Gottes in ihrem Tempel beherbergt. Nach seinem Tod wurde es dann mit allen Ehren eines Pharao mumifiziert und bestattet.
Zur Freude der Touristen, denen jedes Mal ein wohliger Schauer über den Rücken lief, wenn sie einer der gigantischen Krokodilmumien ansichtig wurde, die in einem kleinem Museum von Kom Ombo zu besichtigen sind.

Das Prunkstück der Ausstellung bildete ein Nilkrokodil von beindruckenden 12 Metern Länge. Seine Haut war im Laufe der Zeit dunkel geworden, es wirkte wie versteinert. Die Priester hatten es sogar mit Ohrgehänge und Fußschmuck geschmückt, was der Krokodilmumie etwas unendlich Bizarres gab.
(…)



Als Horror-Fan habe ich mir eine solche Anthologie schon lange gewünscht - und als Autor auch!