Donnerstag, 2. Februar 2012

Die Apokalyptischen Schreiber wegen ihrer Geschichten an die Wand gestellt

Der Betriebsausflug der Apokalyptischen Schreiber endete ... aber wo ist denn da die Wand?


Normalerweise verkriechen sich Horrorautoren in ihren Behausungen, um ihre krankhaften Ideen auf Papier zu bannen, aber manchmal erfordern ungewöhnliche Ereignisse ungewöhnliche Reaktionen. Fast ein Jahr lang arbeiteten wir intensivst an unserer Storysammlung In Blut geschrieben. Der Text war bereits beim Lektor, aber der Verlag verlangte noch Autorenfotos.
Wir packten also unsere Kutten ein (dass wir sie bügelten, ist ein böses Gerücht, welches wir weit von uns weisen. Die meisten Apokalyptischen Schreiber haben nicht einmal ein Bügeleisen!) und fuhren zu unserem Fototermin.
Ich selbst war auf die glorreiche Idee gekommen, vor der Kamera ein Gehirn zu verspeisen, und weil ich mir nicht sicher war, ob der Fotograf überhaupt ein Gehirn hatte, brachte ich eines mit. Ich balancierte es auf einem Teller angerichtet auf meinem Schoß, und weil Volker fuhr wie die Pest, war das gar nicht so einfach.
Tja, und dann geschah es. Das Auge des Gesetzes erfasste uns.
Die Polizisten fanden die Geschichte mit dem Hirn gar so unlustig (wahrscheinlich waren sie neidisch), dass sie uns kurzerhand einkerkerten.


Natürlich durchsuchten sie Volkers Auto – und dabei fanden sie auch ein Manuskript von In Blut geschrieben. Ihnen stockte das ihrige in den Adern und so stellten sie uns kurzerhand an die Wand.
Nachdem sie über alle Maßen mit ihren modernen Kameras auf uns geschossen hatten, brachten sie uns in den Keller, wo seit der Inquisition niemand mehr eingesessen war. Bei Wasser und Brot sollten wir schmachteten, bis wir unsere Schriften widerriefen.
Man hatte mir sogar mein Gehirn weggenommen, und mein Magen knurrte gefährlich. Die Polizisten luden vorsorglich ihre Pistolen mit Silberkugeln und bestellten einen Exorzisten.
„Was die können, das können wir auch“, sagte sich Stefan und bestand auf seinen Anruf.


Kurz darauf haute uns der Advocatus Diaboli (der hochverehrte Anwalt des Teufels) raus aus der Misere, indem er auf den Paragraphen eins des Grundgesetzes verwies: Der Magen eines Apokalyptischen Schreibers ist unantastbar.
Dabei glühten seine Augen gefährlich und Rauch quoll aus seinem Mund, sodass sogar der Exorzist mit wehender Soutane das Weite suchte.
Ohne Exorzist trauten die Polizisten sich nicht mehr, und festzuhalten. Mit zitternden Händen schlossen sie unsere Zelle auf und schenkten uns die Freiheit, und dazu bekamen wir sogar noch die Beweisfotos. Nichts sollte sie mehr an diesen unheiligen Tag erinnern.






Die Fotos sind übrigens auch in In Blut geschrieben abgebildet!



Wir freuten uns, denn den Termin mit dem Fotografen hätten wir nur noch einhalten können, wenn Volker so gefahren wäre wie vorher … und auch wenn Blitzerfotos sehr ansprechend sind (Volker hat eine beachtliche Sammlung davon), so hatten wir ja unsere Autorenfotos schon in der Tasche. Auch wenn wir nach Erscheinen unseres Buches höchstwahrscheinlich in Geld schwimmen werden, so müssen wir es nicht unbedingt für drittklassige Fotografen raushauen, oder?


Unser Anwalt verlangte kein Geld von uns, sondern unsere Seelen. Aber darüber muss er sich mit seinem gehörnten Boss unterhalten, der hat uns nämlich schon für eine Reihe Privatlesungen engagiert. Wir sollen seiner Höllenbrut beim Zubettgehen unsere Geschichten vorlesen, damit die Kleinen schlechter träumen, so wie es sich für anständige Teufelchen geziemt.
Wir freuen uns schon drauf, unseren Bildungsauftrag zu erfüllen, denn es gibt dort unten zu jeder Mahlzeit Gegrilltes und so viel Hirn, wie man nur essen mag.
Doch vorher müssen wir noch viele Geschichten schreiben, denn der Teufel hasst Wiederholungen. Na ja, das kriegen wir hin. Ich werde hier freundlichst von jeder weiteren Veröffentlichung berichten, denn auch der Teufel liest diesen Blogg.
Bis dahin denkt immer daran: Es ist nie gut, zu viel Hirn zu haben!

 

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